Philosophie
Wirklich großartig ist, dass es Katzen in allen Varianten gibt … Aber unter dem Pelz lebt unverändert eine der freiesten Seelen der Welt.
Eric Gurney, kan.-amerik. Karikaturist
… und frei sollen unsere Streunerseelchen bleiben!
Unsere Philosophie: aktiver Tierschutz! |
Wir, die Gründer der Streunerseelen – stray souls foundation, waren schon lange vor dem Beginn unserer privaten Initiative im Tierschutz aktiv. Irgenwoher muss unser Know-how ja auch kommen. Denn Streunerkatzen zu versorgen und einzufangen, ist alles andere als einfach. Aber mehr dazu unter Unsere Arbeit.
Leider mussten wir während dieser ehrenamtlichen Tätigkeit ebenfalls lernen, dass Tierschutz auch nicht immer gleich Tierschutz ist – besonders nicht, wenn es sich um die verwilderten Verwandten unserer Stubentiger handelt. Keine Frage: Wenn es um die Aufnahme von Hauskatzen – ob als Abgabe- oder als Fundtier – und ihre Versorgung, um ihre Vermittlung in ein neues oder die Rückführung in ihr altes Zuhause geht, leisten die meist von gemeinnützigen Tierschutzvereinen geführten Tierheime in Deutschland eine wertvolle, nicht zu unterschätzende Arbeit. Aber wie steht es mit den über zwei Millionen in Deutschland lebenden verwilderten Katzen?
Hier stößt der Tierschutz-Gedanke der Tierheime nicht selten an seine Grenzen. Es fehlt schlichtweg häufig an räumlichen, zeitlichen und personellen Kapazitäten. Und manchmal sogar schlichtweg am Interesse. Das Einfangen der Streuner ist zeitaufwendig, ihre Unterbringung und Versorgung schwierig. Nicht an den Menschen gewöhnt, wird in ‚Gefangenschaft‘ aus einem vermeintlichen Fellknäuel schnell eine krallenbewehrte Furie, die für schlimme Wunden sorgen kann. Und da mit diesem Verhalten – gerade bei bereits älteren Katzen – auch die Vermittlungschancen in ein Zuhause bei Menschen rapide sinken, läuft der ganze Aufwand am Ende doch nur auf eines hinaus: Das Tier an der Einfangstelle wieder freizulassen.
Genau hier setzt unsere Philosophie an:
Das Tier wieder in seine Freiheit zu entlassen, ist nicht das traurige Ende unserer Bemühungen, sondern unser erklärtes Ziel!
Es ist wahrscheinlich nicht im Interesse einer seit Jahren oder sogar ihr Leben lang an die Freiheit gewöhnten Katze, ihr Dasein plötzlich in einem menschlichen Haushalt zu führen. Selbst dann nicht, wenn ihr Freigang gewährt wird und sie vielleicht nicht zu jenen Streunern gehört, die einem Menschen gleich das Gesicht in Streifen schneiden, wenn er ihnen zu nahe kommt.
Tierschutz heißt auch Freiheit lassen
Es kann daher auch nicht sein, dass ein in Freiheit lebendes Tier plötzlich in Gefangenschaft sein Dasein fristen muss, nur weil wir Menschen es vermeintlich gut mit ihm meinen. Auch das mussten wir leider in unserer ehrenamtlichen Zeit in einem Tierheim erleben. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Ist eine Katze noch jung, kann sie sich auch noch an ein Leben mit Menschen, also an ein Leben mit regelmäßigem Futter und – falls erforderlich – medizinischer Versorgung gewöhnen. Selbiges gilt sicherlich auch für jene Streuner, die sich uns Menschen regelrecht in den Schoß werfen. Auch sie soll es ja geben.
Schwieriger wird die Entscheidung schon bei kranken Tieren. Natürlich werden diese bei den Streunerseelen medizinisch versorgt. Wenn aber der Gesundheitszustand eigentlich kein Leben mehr in absoluter Freiheit und damit sich selbst überlassen zulässt, gilt es abzuwägen. Kann sich das Tier vielleicht mit einem Leben beim Menschen zumindest arrangieren? Gibt es vielleicht einen freien Platz in einer betreuten Streunerkolonie? Doch wenn alle Stricke reißen, gilt auch hier: Lieber ein kurzes Leben in Freiheit als das große Unglück einer Gefangenschaft.
Kastrationen – warum?
Soweit zu den Einzelfällen, die eventuell durch uns dann in ein neues Zuhause vermittelt werden. Ansonsten gilt der Grundsatz: Wenn wir den freiheitsliebenden Wesen schon kurzzeitig die Freiheit nehmen müssen, müssen wir sie auch schnellst möglich wieder in selbige entlassen. Und das tun wir gern – bei besonders liebenswerten Kurzzeitgästen mit einem weinenden, aber immer auch mit einem lachenden Auge. Die Rückführung in die Freiheit der gewohnten Umgebung ist für uns immer ein besonderer Moment.
Aber warum tun wir uns diesen ganzen Aufwand überhaupt an, wenn die Tiere letztlich doch an Ort und Stelle weiterleben sollen? Bei allen Freiheiten, nicht allen Streunern draußen geht es gut. Abgesehen von Parasitenbefall und Erkrankungen, die einer dringenden Behandlung bedürfen, gibt es einfach zu viele Streuner in Deutschland. Und es werden immer mehr. Eine Überpopulation führt letzten Endes zu einem Kollaps einer Streunerkolonie. Ziel ist es daher, durch Kastrationen die Population in Grenzen zu halten. Warum das so wichtig ist, erfahrt ihr unter Zahlen & Fakten.
Landesregierung fördert Kastrationen
Auch das Land Nordrhein-Westfalen fördert deshalb durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz – kurz LANUV – die Katzenkastration. „Im Interesse der Verringerung einer sich stark vermehrenden Population verwilderter Katzen (nicht zu verwechseln mit Wildkatzen!) gewährt das Land Nordrhein-Westfalen … Zuwendungen an Tierschutzvereine für die Kastration von Katzen, die in Nordrhein-Westfalen gehalten, versorgt oder sonst als Fundtier aufgenommen werden“, heißt es beim LANUV. Allerdings sind der Zuschuss i.H.v. 40 Euro pro kastrierte Katze bzw. 25 Euro pro kastriertem Kater nur ein Tropfen auf dem heißen Stein der entstandenen Ausgaben.
Schon die Kastrationskosten belaufen sich auf 80 Euro und mehr. Hinzu kommen die Kosten für das Chippen oder Tätowieren des Tieres (Bedingung für die Förderung durch den LANUV), Futterkosten, Katzenstreu während der Unterbringung, eventuelle medizinische Versorgungen und, und, und … Kein Wunder also, dass tierheimführende Tierschutzvereine Einfangaktionen von Streunern häufig scheuen. Denn neben dem enormen zeitlichen Aufwand kommen auch die Kosten ins Spiel – und das alles letztlich für die sprichwörtliche Katz, wenn man das Tier dann schließlich doch wieder in die Freiheit entlassen muss.
Eine Lücke im Tierschutz, die schließlich kleinere Tierschutzvereine und private Initiativen wie die Streunerseelen – stray souls foundation zu schließen versuchen. Angesichts der enormen Population verwilderter Katzen eine Mammutaufgabe – und für uns eine Herzensangelegenheit zugleich. Denn jeder Streuner da draußen war einmal eine normale Hauskatze oder stammt von einer ab. Das Problem ist also menschgemacht. Oder um es mit den Worten eines früheren Bundespräsidenten zu sagen:
Daß einmal das Wort ‚Tierschutz‘ geschaffen werden mußte, ist wohl eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung – gewiß nicht die einzige!
Theodor Heuss, erster Bundespräsident der BRD (1949–1959)