Wildkatzen
Die Katze behält ihren feien Willen, auch wenn sie dich liebt. Und sie wird nichts für dich tun, was sie für unvernünftig hält.
Théophile Gautier, frz. Schriftsteller
… das haben Streuner und Wildkatzen tatsächlich gemeinsam.
Wildkatzen oder verwilderten Katzen? Ein wesentlicher Unterschied. |
Die Bezeichnung ‚verwilderte Katzen‘ bezieht sich auf Hauskatzen (egal welcher Rasse), die – entlaufen oder ausgesetzt – draußen auf sich gestellt leben und über die Zeit verwildern, sowie deren Nachkommen. Nicht aber auf Wildkatzen!
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) ist ein völlig anderes Tier als die ursprünglich aus dem vorderen Orient und Nordafrika stammende Hauskatze (Felis catus), die vom Menschen in der Antike nach Europa eingeführt wurde. Die in Mitteleuropa beheimatete Wildkatze ist europaweit streng geschützt und darf nicht gefangen und erst recht nicht kastriert werden.
Wie unterscheiden sich beide Katzenarten?
Die Wildkatze ist massiger und kraftvoller in ihrem Erscheinungsbild als die meisten Hauskatzen. Und im Verhältnis zum Körper hat sie auch längere Beine als unsere Stubentiger und streunenden Straßenkatzen. Die Grundfärbung des Wildktazen-Fells variiert von gelblich-braun über rötlich-grau bis silbergrau. Auf dem Rücken befindet sich oft ein typischer, durchgehender schwarzer Strich der an der Schwanzwurzel endet. Rücken und Körperseiten sind mehr oder weniger stark mit verwaschenen Streifen gemustert.
Allerdings gibt es unter den Hauskatzen auch viele grau-schwarz oder braun-schwarz getigerten Vertreter, die der Wildkatze sehr ähneln. Selbst Wildkatzen-Experten können nicht immer Wildkatzen und getigerte Hauskatzen anhand äußerer Merkmale sicher unterscheiden. Das sicherste Merkmal, dass es sich um eine Wildkatze handelt, ist die Färbung des hell-dunkel gebänderten Schwanzes. Bei der Wildkatze sind die schwarzen Ringe des buschigen Schwanzes breit, klar abgesetzt und geschlossen. Das Schwanzende ist schwarz und oft stumpf. Bei ähnlich gezeichneten Hauskatzen sind die dunklen Ringe nicht geschlossen, in der Regel dünner und zahlreicher. Und das Schwanzende ist meist spitz.
Wildkatzen sind unzähmbar!
Nicht nur optisch, auch charakterlich gibt es einen großen Unterschied zwischen den beiden Katzenarten. Aus verwilderten Hauskatzen, die draußen geboren wurden und schon ein Jahr oder sogar länger auf sich gestellt leben, wird keine Schmusekatze mehr. Aber man kann sie dennoch an den Menschen gewöhnen; auch was sie nicht zwingend zu einem Stubentiger macht.
Wildkatzen hingegen gelten als absolut nicht zähmbar. Auch in Gefangenschaft geborene Tiere können nicht an den Menschen gewöhnt werden und lassen sich niemals freiwillig von ihm berühren. Selbst wenn ein Junges als Handaufzucht in frühen Kindertagen diese Prozedur erduldet, mit dem Alter kommt das Wildtier wieder zum Vorschein. So tolerieren in Gefangenschaft aufgewachsene Tiere zum Beispiel die Nähe zum Menschen und kommen zur Fütterung auch mal aus ihrer Deckung heraus, verschwinden aber sofort wieder dahin, wenn sie das Futter ergattert haben. Eine direkte Berührung durch den Menschen hingegen wird niemals erlaubt und führt immer sofort zu Abwehrreaktionen. Und während diese schon bei ‚unseren‘ verwilderten Streunern heftig ausfallen können, legt eine waschechte Wildkatze dabei noch einmal die Messlatte ein deutliches Stück höher.