Aktion Luxus-Streuner
Es gibt wohl nur selten Orte, an denen Streunerkatzen ein so zufriedenes Leben führen können, wie in der Kolonie der Luxus-Streuner in Castrop-Rauxel. Und es gibt auch nicht so häufig Orte, die regelmäßig Tierschützer derart haben verzweifeln lassen. Will heißen: Wir von den Streunerseelen sind nicht die ersten, die diesen Streuner-Hotspot in Angriff nehmen.
Das Problem sind nicht die Umstände, unter denen die Streuner in dieser Siedlung in Obercastrop leben. Die sind nahezu paradiesisch. Es gibt gleich mehrere Anlaufstellen, an denen Anwohner für gefüllte Katzenbäuche sorgen. Auch Grünflächen, Gebüsche und überdachte Rückzugsmöglichkeiten hat diese Streunerkolonie zu bieten. An einer Futterstelle wurde sogar eine Streunerhütte aufgebaut. Hier versorgt – oder besser verwöhnt – eine Nachbarin (selbst Hundehalterin) ‚ihre‘ Vagabunden. Frische Hühnerherzen und -mägen, Fisch und Geflügelleber stehen hier auf der Speisekarte. Nein, Hunger leiden muss hier eine Streunerkatze wirklich nicht. Weshalb wir den Katzen dieser Kolonie auch den Titel ‚Luxus-Streuner‘ verliehen haben.
Das Problem in dieser Castrop-Rauxeler Siedlung ist die schiere Menge der Streuner. In der Spitze lag ihre Anzahl bereits schon mal bei über 20 Tieren. Vielleicht hatte sich das Luxus-Leben, dass die Katzen in dieser Kolonie führen, in der Katzenwelt herumgesprochen. Wir wissen es nicht. Gewiss ist aber, dass die Tiere dieser Kolonie sich ungehindert vermehren konnten. Hinzu kommen unkastrierte Hauskater aus der Umgebung, die auf ihren Freigängen auch gerne mal die ein oder andere Streunerin besuchen.
Natürlich ist die Geburtenkontrolle bei dieser Anzahl an Streunerkatzen ein Kampf gegen Windmühlen. Denn wenn es nicht gelingt, alle Katzen einzufangen und kastrieren zu lassen, wird es immer wieder neuen Nachwuchs geben. Klar ist aber auch: Wenn die Population der Kolonie ins Unermessliche explodiert, ist es bald vorbei mit dem Luxus. Dann kippt die Stimmung.
Paradiesische Zeiten in Castrop-Rauxel – noch!
Bisher stehen fast alle Bewohner der Siedlung den Streunern positiv gegenüber. Immer wieder müssen wir sogar Aufklärungsarbeit leisten, dass wir den Katzen nichts Böses wollen und sie nach ihrer Kastration definitiv in ihr Revier zurückkehren werden.
„Die Katzen sind niedlich und halten uns die Ratten fern“, solche Sätze hören wir immer wieder. Aber wie wird es aussehen, wenn die Katzen selbst zur Plage werden? Wenn man niergends mehr hingehen kann, ohne auf eine Katze zu treten? Wenn einem andauernd eine Katze vor das Auto läuft? Wenn die Gesänge der rolligen Weibchen jede Nachtruhe zerstören? Oder wenn in jedem Garten und vor jedem Balkon Katzenkot liegt? Außerdem ist nicht davon auszugehen, dass die zweibeinige Nachbarschaft die Streuner auch weiterhin füttern wird, wenn die Kosten dafür einen halben Monatslohn verschlingen.
Aktiver Tierschutz für die Luxus-Streuner
Und dann ist da noch der Vermieter. Die Siedlung gehört zum größten Teil einem Wohnungsbauunternehmen. Wie wird das Unternehmen reagieren, wenn die ganze Siedlung von Katzen ‚überschwemmt‘ ist? Schon jetzt wurde eine Mieterin, die die Streuner regelmäßig füttert, bereits mehrfach abgemahnt. Allerdings weil sie das Katzenfutter dazu schlicht aus dem Fenster auf den Rasen wirft.
Die Zeit zu handeln ist also jetzt, so lange sich die Katzenpopulation noch halbwegs in Grenzen hält. Seit wir von den Streunerseelen uns der Luxus-Streuner Mitte 2019 angenommen haben, konnten bereits rund zehn Katzen und Kater kastriert und 16 Kitten in ein neues Zuhause vermittelt werden. Und auch wenn es ein Kampf gegen Windmühlen ist, wir bleiben am Ball. Wir sind bereits auf einem guten Weg.
UPDATE 29.03.2021 Nachdem wir bei der aktuellen Fangaktion erneut sieben erwachsene Streuner einfangen konnten, noch bevor sie wieder Nachwuchs in die Kolonie setzen, scheint nun die Luft raus zu sein. Jedenfalls wollen die Luxus-Streuner nicht mehr mitspielen und machen einen großen Bogen um die Fangboxen – egal, wo wir sie positionieren. Dabei drängt die Zeit. Die neue Kitten-Saison hat auch in Castrop-Rauxel bereits begonnen. Und unserer Einschätzung nach fehlen uns noch sechs unkastrierte, geschlechtsreife Tiere.
Wie dem auch sei: Keine Katzen, keine Kastration. Wir haben uns daher entschlossen, kurz mit der Fangerei zu pausieren und erneut anzufüttern. Also bei den Luxus-Streunern aus Castrop-Rauxel alles wieder auf Anfang.
Einige Beispiele für die Aktion Luxus-Streuner:
Diese Streuner haben das Schlimmste bereits hinter sich. Kastriert und wieder zurück in ihrer Kolonie sorgen sie für keinen weiteren Nachwuchs mehr.