Dina – ein Kitten auf der Kippe

Dina ist etwa drei Monate alt. Vielleicht sogar noch etwas älter. Sie hängt ihrer Entwicklung hinterher und wiegt gerade einmal 1.080 Gramm. Zum Vergleich: Die Kitten aus unserem jüngstem Wurf sind acht Wochen alt und bringen schon im Schnitt 1.100 Gramm auf die Waage. Dina frisst nur sehr widerwillig bis gar nicht. Durch falsche Katzenliebe ist sie ausschließlich Katzenmilch gewöhnt – in einem Alter, in dem eine Katzenmama längst nicht mehr stillt. Dina ist abgemagert und muss – auch auf Anraten unserer Tierärztin – dringend aufgepeppelt werden. Wenn uns das nicht gelingen sollte, wird sie ihren fünften Lebensmonat vermutlich nicht mehr erreichen.
Ein Notfall aus Castrop: Die kleine Dina wiegt gerade einmal 1.080 Gramm.

| Einfanggrund: med. Notfall/Vermittlung
| Rasse: EKH
| Geschlecht: weiblich
| Geburtsdatum: ca. 03/2021
| Farbe/Zeichnung: schwarz
| Kastriert: nein

 » Die kleine Dina aus Castrop hatte ohnehin schon einen schweren Start ins Leben. Als Einzelkitten einer selbst noch sehr jungen und unerfahrenen Streuner-Mami, musste sie sich wohl schon von Anfang an durch das noch junge Streunerleben kämpfen. Ob Dina einmal Geschwister hatte, wissen wir nicht. Wir gehen aber davon aus. Denn dass eine Katze nur ein Kitten zur Welt bringt, ist doch sehr, sehr unwahrscheinlich. Entsprechend gehen wir auch davon aus, dass Dina die einzige Überlebende des Wurfs ist. Denn selbst mit Kamera-Überwachung an der Futterstelle war immer nur sie zu sehen.

Nun hätte Dina wenigstens fast noch Glück im Unglück haben können. Ihre Mama kannte den Weg in den Garten einer älteren Dame, die für die Streuner-Mami immer ein Schälchen mit Essen bereitgestellt hat. Irgendwann folgte Dina ihrer Mutter. Jetzt hätte die Geschichte einen glücklichen Lauf nehmen können. Wäre da nicht die angebliche und falschverstandene Katzenliebe, die letztlich nur auf menschlichen Egoismus fußte.

Einfach unterversorgt

Der Reihe nach: Den Weg in den Garten der Dame fanden nicht nur Dina und ihre Mutter. Auch ein schwarz-weißer Kater (vermutlich Dinas Erzeuger) sowie eine weitere Streunerin kannten diesen Weg zu einem Gratis-Häppchen. Denn viel mehr als ein Häppchen gab es auch nicht. Circa 150 Gramm am Tag für vier Streuner, darunter ein heranwachsendes Tier und ein ausgewachsener Kater – das ist nicht viel. Mit vier Streunern statt nur einer Katze war die Frau überfordert. Sie suchte deshalb nach Hilfe. Obwohl in unmittelbarer Nachbarschaft gelegen, kam diese nicht vom örtlichen Tierheim, sondern von uns, den Streunerseelen. Nach einer Ortsbegehung konnte die Aktion ‚Garten-Quartett‘ beginnen.

Unser Ziel war es, das komplette Quartett zu sichern. Während die erwachsenen Tiere nach ihrer Kastration wieder in ihr angestammtes Revier zurückkehren sollten, wollten wir für das Kleine ein neues Zuhause finden, damit es endlich ein sorgenfreies Leben führen kann. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Schon zu Anfang stellte die ältere Dame mehrfach klar, dass es ihr primär darum ginge, dass wir die drei älteren Tiere einfangen und kastrieren. Das Kleine könne ja noch warten. Und überhaupt: Es ist ja so drollig und süß, wie es durch den Garten tobt. Ganz toll von der Terrasse aus zu beobachten. Wir wissen zwar nicht, was an einem Kitten, dass ganz allein aufwachsen muss und ziemlich abgemagert aussieht, süß sein soll, aber nun gut.

Operation ‚Garten-Quartett‘ unter keinem guten Stern

Von Beginn an stand die Operation ‚Garten-Quartett‘ unter keinem guten Stern. Unsere Fütterungsanweisungen wurden missachtet, die Anweisung, sich ansonsten von der Futterstelle fernzuhalten, ebenso. Stattdessen wurden im Putzeifer der alten Dame sogar unsere Spuren zu den Fallen weggewischt. Dennoch ging uns nach fast vier Wochen mit fast täglichen Anrufen und schier endlosen Diskussionen, in denen die betagte Frau nicht müde wurde zu betonen, dass es ihr eigentlich nur ums Einfangen der erwachsenen Tiere geht, endlich die erste Streunerin (leider nicht das Muttertier) in die Falle. Vier Tage später fand schließlich auch das Kitten den Weg in die Fangbox – natürlich nicht, ohne dass die Dame um das gefangene Katzenbaby herumwischte, weil es die als Köder eingesetzte Katzenmilch verschüttet hatte. Was nun folgte, war eine Posse menschlichen Egoismus par excellence.

Notfall Dina entpuppt sich als Notfall

Noch während wir Dina ins Auto brachten, schien man die Entscheidung, uns um Hilfe zu bitten, zu bereuen. Die Kleine ist ja so süß. Es ist so toll, ihr zuzusehen… und, und, und. Und dann natürlich die Frage, die wir schon erwartet hatten: „Können Sie die Kleine nicht doch lieber hier lassen?“ Nein, können wir nicht! Von Nahem betrachtet, sah Dinas Zustand noch erschreckender aus als auf dem Fotos unserer Wildkamera. Wir wollten die Frau nicht zusätzlich beunruhigen, also erklärten wir ihr noch einmal, dass es für ein so junges Kätzchen das Beste ist, in ein Zuhause zu kommen, wo es rundum versorgt ist.

Am Tag darauf, kam dann der unvermeidliche Anruf. Das Einfangen der weiteren Katzen mache momentan keinen Sinn. Man hätte daher unsere Fallen und die Wildkamera bereits aus dem Garten entfernen lassen. Und: Man hätte gerne das Kitten zurück. Man würde auch dafür bezahlen.

Für finanzielle Unterstützung sind wir dankbar, aber wir sind nicht käuflich! Und unsere Schützlinge stehen auch nicht zum Verkauf. Für kein Geld der Welt würden wir ein Kitten in ein Leben entlassen, in dem weder eine optimale Versorgung noch der Kontakt zu gleichaltrigen Artgenossen gesichert sind. Und einen solchen Notfall schon mal dreimal nicht.

Dina wird aufgepeppelt

Wie optimal die Bedingungen für Dina vor Ort gewesen sind, zeigt ihr derzeitiger Zustand. Die Katzenmilch, die sie laut Aussage ihrer ‚Fütterin‘ so liebt, muss wohl das einzige gewesen sein, was das Kitten zu sich genommen hat. Dina ist abgemagert bis auf die Knochen und damit ein Notfall. Wir versuchen sie derzeit an feste Nahrung zu gewöhnen. Denn fest steht: Dina muss essen! Mit hochwertigem Kittenfutter – mit Wasser liebevoll zu einem Brei gemanscht – hoffen wir, dass die Kleine die Kurve bekommt. Gleichzeitig behandeln wir Dina auch gegen Würmer und Parasiten. Unser Ziel ist es, sie so schnell wie möglich mit ungefähr gleichaltrigen Kitten zusammenzuführen. Aber wahrscheinlich wird vorher noch ein Besuch beim Tierarzt erforderlich sein.

Wenn ihr Dina unterstützen wollt, sei es mit Futterspenden oder bei den Tierarztkosten, dann meldet euch einfach unter hilfe@streunerseelen.org.

Wessen Geistes Kind die ‚Ex-Versorgerin‘ und vermeintliche Katzenfreundin wirklich ist, zeigt auch folgendes Verhalten: Denn wenn die Streunerkatzen nicht ihr gehören und sie daher auch keinen Anspruch auf das Kitten hat, müsste sie ja auch die verbliebenen beiden Streuner nicht mehr zu füttern und wir bräuchten Doro, die bereits eingefangene Streunerin, nicht wieder zurückbringen.

Diese wahre Interesse an das Leben bzw. Überleben der Streunerkatzen bedarf unsererseits keiner weiteren Worte.


Notfall-Updates Notfall-Updates

UPDATE 28.06.2021 Dina hat zumindest bei Doro, jene Streunerin, die wir ebenfalls vor Aktionsabbruch fangen konnten, Halt gefunden. Uns gegenüber ist sie sehr scheu, lässt sich aber sehr gut handeln. Sobald die Wurmkur abgeschlossen ist, wird Dina zu anderen Kitten kommen. Was ihr bestimmt gut tun wird.
Auf den Rat unserer Tierärztin sollen wir zunächst schauen, ob unser kleiner Notfall an Gewicht zunimmt. Wir kontrollieren täglich ihr Gewicht. Diese Woche steht aber auf jeden Fall noch ein Arztbesuch an. Denn noch ist Dinas Zustand alles andere als stabil. Wir können nur hoffen, die kleine Maus gibt sich nicht auf.

UPDATE 30.06.2021 Dina frisst endlich selbständig! Wie freuen uns so sehr für die Kleine. Innerhalb der letzten zwei Tage hat unser kleines Notfellchen 60 Gramm zugelegt. Ein toller Erfolg.
Natürlich heißt es jetzt für uns: Am Ball bleiben! Wir werden Dina weiter gründlich im Auge behalten und täglich wiegen. Auch der Besuch beim Tierarzt ist mit der Gewichtszunahme nicht vom Tisch. Dina soll unbedingt durchgecheckt werden. Wir hoffen selbstverständlich, dass sie bis dahin auch noch weiter so ordentlich zulegt.

UPDATE 05.07.2021 Es ist überstanden! Dina hat ihren Tierarztbesuch tapfer hinter sich gebracht. Erfreulich: Die kleine Maus bringt 1.385 Gramm auf die Waage. Über 300 g zugenommen – da hat sich das Peppeln auf jeden Fall gelohnt.
Dina ist ca. 4 Monate alt und könnte daher auch ruhig noch etwas mehr auf den Rippen vertragen. Aber aus dem Gröbsten ist sie nun raus. 🙂 Und gechipt sowie geimpft ist sie nun auch. Noch diese Woche wird Dina zu anderen Kitten ziehen. Dann kann sie endlich mit etwa Gleichaltrigen toben.
Dinas Mama – Diva – ist derweil auch in die Falle gegangen. Entsprechend ist Dina nun bei ihr. Allerdings will die Mami nicht mehr viel von ihrem Töchterchen wissen. Der Grund: Diva ist bereits wieder belegt und steht kurz vor der Geburt. Umso mehr ein Grund, die kleine Dina schnell in den Kindergarten zu Gleichaltrigen zu schicken. 😉